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AutorenbildLukas Johannes Aigner

TV1-Bericht COSI FAN TUTTE




Um Täuschung geht es in Mozarts Oper "Cosí fan tutte" in der Regie von Thomas Kerbl bei den Opernfestspielen in Bad Hall (5.-15.9.), aber auch in den Gemälden von Lukas Johannes Aigner, die sich im Bühnenbild finden. Warum die Frauen für ihn die Heldinnen in der Oper sind und über die Kunst des "Floralisierens" haben beide mit Karin Schütze gesprochen.

Verhängnisvoll ist jene Wette, die zwei junge Männer in Mozarts Oper "Cosí fan tutte" eingehen: einander gegenseitig – unerkannt, da verkleidet – die Verlobten auszuspannen. "Da kann die Welt eh schon nicht mehr stimmen", sagt Thomas Kerbl, Intendant des Stadttheaters Bad Hall, wo Mozarts Geniestreich in seiner Regie am 6. September Premiere hat. "Für mich sind die Frauen die Heldinnen", die das Spiel der Täuschung in seiner Deutung längst durchschaut haben und "sich dann ihr Recht auf Vergnügen nehmen".


Die Täuschung ist auch ein Kunstgriff, dessen sich der Linzer Künstler Lukas Johannes Aigner bedient. Seine Werke sind in das Bühnenbild von Gottfried Angerer eingeflossen: Blumen, mit sehr menschlichen Zügen. "Floralisieren" nennt der Linzer seine Methode, die seine farbenprächtigen Werke in seinem Atelier "Der Kunstversorger" in Linz-Urfahr eindringlich veranschaulichen: "Der Übergang zwischen Natur und Mensch ist fließend. Die Haltung einer Blume kann sehr menschlich werden, so wie auch die Sänger eine Position einnehmen", ob in welker Traurigkeit oder blühendem Leben. "Diese Lebendigkeit muss man neu übersetzen und überdeutlich zeigen. Ihre spielerische Leichtigkeit prägte auch Mozarts Werke."


Kerbl: "Mozart hat keinen Unterschied zwischen E- und U-Musik gekannt. Damals wollte und musste Kunst einfach auch unterhalten. Bei ,Cosí fan tutte‘ ist es das amouröse Versteckspiel, wie im Film ,Gefährliche Liebschaften‘, der für mich auch eine große Inspiration war."

Raffiniert versteckt sind auch die Gesichter in Aigners Gemälden. Bis sich eines aus der Farbenpracht herausschält, mag es einige Sekunden dauern. "Man muss ein Bild im Kopf haben, um es überhaupt suchen zu können", sagt der Künstler geduldig lächelnd, während sein Gast eingehend eines der Werke studiert, bis zum überraschenden "Aha-Erlebnis". "Blumen verführen das Auge. Das ist das Thema schlechthin in der Malerei", sagt der 50-Jährige, der am Mozarteum in Salzburg auch Bühnenbild studiert hat.

Wann ein Werk für ihn vollbracht ist? "Man sollte nie bis zu 100 Prozent gehen, dann ist man schon drüber. So bei 85, 90 Prozent sollte man aufhören, dann ist ein Bild eigentlich fertig. Sonst ist man schon dabei, es zu zerstören", warnt Aigner. "Die Optimierung und der Perfektionismus sind ganz gefährlich. Man muss ein Werk in seiner Gesamtheit stehen lassen können, sonst wird alles tot und zerfällt in seine Details. Man muss sich eine gewisse Lockerheit verzeihen können."

Sternstunden eines Genies

Wie es einem Musiker mit der Perfektion geht? Thomas Kerbl, Dirigent und Pianist, schmunzelt: "Angeblich hat der weltberühmte Pianist Glenn Gould am Ende seines Lebens gesagt: Ich hab’s fast geschafft. Wenn das Streben aufhört, dann hört alles auf. Man hat manchmal Sternstunden im Leben, wo man dem Tisch der Götter nahe sitzen darf. Man muss es immer wieder neu probieren. Es erleichtert sehr viel, sich mit einem Genie wie Wolfgang Amadeus Mozart befassen zu können, der sein ganzes Leben an diesem Tisch gesessen ist." Aigner: "Es geht um die Freude am Prozess, wo man ganz bei sich sein muss."

120 Bewerbungen um Rollen

Die Freude am Probenprozess erfüllt auch Kerbl: "Bereits in der ersten Probe haben alle ihre Partie auswendig gekonnt. Da kann man dann auf die Suche gehen, das ist ein Privileg", zieht der "Univ.-Prof." für Gesang und Musiktheater an der Linzer Bruckneruni den Hut vor seinen zwölf Darstellern.

120 Sängerinnen und Sänger von 25 Hochschulen hatten sich auf die Ausschreibung der Mozartakademie der Bruckneruni hin beworben. "40 von ihnen haben wir zu einem Vorsingen in Linz eingeladen und zwölf für unsere Doppelbesetzung ausgewählt." Die ersten Proben fanden bereits im Juli statt, in Meisterkursen mit Sopranistin Juliane Banse, Tenor Michael Schade und dem Bariton Bo Skovhus. Die musikalische Leitung liegt in den jungen Händen des 22-jährigen Welsers Matthias Achleitner, der schon im Vorjahr am Pult der Zauberflöte in Bad Hall beeindruckt hat. Die Kostüme stammen von Susanne Kerbl und "lassen die Darsteller fast in die Bilder von Lukas Aigner hineinwachsen".

Ausstellung im Foyer

Auch die Besucher erleben in Bad Hall fließende Übergänge: Bereits im Foyer des Stadttheaters Bad Hall werden sie von den Werken Aigners begrüßt, die sie auf der Bühne wiederfinden werden. Kerbl: "Das schafft eine unmittelbare Verbindung."

Weil die Vorpremiere am 5. September einen Tag nach Anton Bruckners 200. Geburtstag stattfindet, wird an diesem Tag jeder Besucher beschenkt – mit Anton-Bruckner-Raritäten, einer CD mit Bruckner-Porträt-Medaille der Manufaktur Meissen. Und auch ein edler Tropfen ist eigens für den Jubilar kreiert worden. Kerbl: "Zwei Genies reichen einander die Hand", in Bad Hall.

Die Oper: Wolfgang Amadeus Mozarts "Così fan tutte" – auf Deutsch: "So machen es alle (Frauen) – oder: Die Schule der Liebenden" – zum Libretto von Lorenzo da Ponte wurde 1790 in Wien uraufgeführt. Im Mittelpunkt steht eine Wette, bei der die Männer die Treue ihrer Frauen auf die Probe stellen.5. 9., Stadttheater Bad Hall, 18 Uhr: Vernissage von Lukas Johannes Aigner im Foyer; 19.30 Uhr: Vorpremiere Termine: 6. 9., 19.30 Uhr (Premiere), 7., 14., 15. 9., je 17 Uhr Infos: 07258 / 7755-0 und 07258/7200-13 Karten: stadttheater-badhall.com

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