Werke vor 2012

Lukas Johannes Aigner-Subventionsjäger-sei-auf-der-Hut,-die-Kunst-trägt-neue-Blüten-200x480-Tiptichon
In einer Reihe von Atelierszenen wie etwa dem Triptychon „Subventionsjäger sei auf der Hut“, „Vom Spiegel belogen, vom Licht betrogen“, „Wird schon wieder gut“ oder „Wie Bilder entstehen“ kreisen Aigners Gedanken anekdotenhaft um Fragen der Bildfindung, der Selbstreflexion sowie um die Auseinandersetzung mit der Realismus-Naturalismusdebatte, der sich Aigner als deklarierter gegenständlicher Maler stellt. Manche Details ironisieren zudem den Topos des leidenden wie auch narzisstischen Künstlers, wenn etwa aus einem Gemälde aus einer Wolkenaureole eine übermächtige Hand (Gottes?) scheinbar aus dem Bild ragt, um den in seiner Verzweiflung versunkenen Maler zu trösten: „Wird schon wieder gut“.
In den beiden Gemälden Amaryllis in der Biertulpe I und II (2006) beschäftigt sich Lukas Johannes Aigner auch mit der Prachtpflanze Amaryllis, der auch sein Vater mehrmals künstlerische Referenz erwies. In den vorliegenden Amaryllis-Stillleben schwingt neben den offensichtlichen erotisch-sinnlichen Komponenten (er durchsetzt sein Blumenbild mit weiblichen Akten und sonstigen anthropomorphen Anspielungen), eine weitere Bedeutungsebene mit, leitet sich doch der Name dieser Pflanze von einer Schäferin aus den zehn Hirtengedichten (Eclogae) Vergils ab: „Nonne fuit satius, tristis Amaryllidis iras atque superba pati fastidia“ (=Wär’s nicht besser getan, Amaryllis’ finstere Launen, Hohn und Stolz zu ertragen?). Blickt nicht aus dem Antlitz des jungen Künstlers, das uns inmitten des üppigen Farbenrauschs des bunten Blumenblattwerks fragend und ernst zugewandt ist, diese Kraftanstrengung der Überwindung? Ins Allegorische tendieren auch seine 1998 datierten Studien verwelkender Blumen (Tulpen), von denen er eine mit „Auferstehung eines Blumenstraußes“ betitelte und deutlich mit dem Vanitasmotiv in Verbindung brachte. Lukas Johannes Aigner verweist in dieser Interpretation des Stilllebens indirekt auch auf jenes Synonym, das sich in den romanischen Ländern für den Begriff Stillleben durchgesetzt hat: „natura morte“.
In seinen Gartenlandschaften „Im grünen Bereich“, die zwischen 1998 und 2004 entstanden, gewährt Lukas Johannes Aigner Einblicke in üppig wuchernde Hinterhöfe und urbane Kleingärten. Es sind keine blumenstrotzenden Beete, die hier neben „glattrasierten Rasenflächen“ gedeihen. Es geht um jene grüne Lunge, die von einer jungen Jahrhunderte verbindlichen christlichen Ikonographie – wie etwa aus den spätmittelalterlichen 13 Generation auch inmitten der Städte eingefordert wird und als lebensnotwendiges Refugium auch bei Aigner referiert wird. Ein chinesisches Sprichwort lautet „Willst du für eine Stunde glücklich sein, so betrinke dich. Willst du für drei Tage glücklich sein, so heirate. Willst du für acht Tage glücklich sein, so schlachte ein Schwein und gib ein Festessen. Willst du aber ein Leben lang glücklich sein, so schaffe dir einen Garten“.
Aigners Interesse gilt dabei den tiefdunkel abgeschatteten Hecken genauso wie den weit ausladenden Laubbäumen neben dem dürren Astwerk vor kahlen Häuserwänden oder dem im Abseits wuchernden Unkraut. Über Letzteres befand schon Oskar Kokoschka: „Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner“. Und von eben diesem Künstler stammt auch das Schlusswort, das hier auch die künstlerische Genese des jungen Lukas Johannes ausreichend charakterisiert: „Talent ist einfach nicht genug. Worauf es wirklich ankommt, ist das Stehvermögen“. Und dieses Stehvermögen ist Lukas Johannes Aigner auch für seine künftigen künstlerischen Herausforderungen zu wünschen, denn das Talent ist fraglos vorhanden.
Abschließend sei noch auf Aigners Stillleben und Landschaften hingewiesen, in denen er gleichsam eine sehr persönliche Hommage an seinen Vater abliefert. Folgerichtig bezieht er sich auch in der Titelgebung auf diese Nahbeziehung, wenn er etwa eine ins symbolistisch-surreale überhöhte Episode als „Abschied von meinem Vater“ benennt oder in den Arbeiten „Aufstieg und Fall“ (2006) und „Spiegelwelten“ ganz bewusst Kompositionsschemata und Darstellungsweisen seines Vaters zitathaft aufgreift. Ähnliches gilt auch für die Blumenstillleben des Lukas Johannes Aigner, die jedoch malerischer aufgefasst scheinen. Das bestimmende feierliche Kolorit seines Vaters wird hier durch ein schroffes Nebeneinander von verwandten, gebrochenen Farbtönen ersetzt.
Hannes Etzlstorfer, 2009
–ABBILDUNGEN–


























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